Interview mit Ilka Hoffmann von der AG Energie
In der unregelmäßige Reihe „Presenting fux“ stellt die AG Kommunikation die verschiedenen AGs und Gremien, die hier so rund ums Ex-Kasernchen werkeln und wühlen vor. In der ersten Folge geht es um eine eher im Hintergrund, aber äußerst aktive Arbeitsgruppe: Die AG Energie, vorgestellt von Ilka Hoffmann, Juristin und fux-Genossin
Ilka, Du bist seit Ende letzten Jahres Genossin der fux eG, ansonsten Juristin mit Erfahrung unter anderen Energiewirtschaft und Verbraucherschutz, wann bist du denn hier gelandet?
Ich tüddel schon seit Mitte November letzten Jahres hier in der ehemaligen Kaserne rum, hatte Lust, meine Kenntnisse in dieses Projekt ein zu bringen, mit zu denken und aktiv zu werden, vor allem, was den ganzen Komplex „Energie“ angeht.
Wieviele Leute seid ihr in Eurer AG, die sehr aktiv ist, aber die bislang wohl für die meisten Genoss_innen noch unsichtbar geblieben ist?
Wir sind 5 Leute, treffen uns bedarfsabhängig, aber mindestens ein Mal im Monat.
Kannst Du uns erklären, was sich für Euch alles hinter Energie verbirgt, bzw. was ihr so beackert?
Mit Energie zusammen hängt die Stromversorgung. Wir haben uns erst mal um den Wechsel von Vattenfall und Hamburg Energie zu den Elektrizitätswerken Schönau gekümmert: Einer der ältesten Ökostromanbieter, die haben sich nach Tschernobyl gegründet, sind als Bürgerinitiative gestartet und sitzen in Baden Württemberg, haben das örtliche Stromnetz vom Atomstrom-Netzbetreiber zurückgekauft, sind ebenfalls eine Genossenschaft mit einer Frau im Vorstand, haben strenge ökologische Leitlinien, setzen nicht auf Gewinnmaximierung und haben Energiegerechtigkeit auf ihrer Agenda, unterstützen zB „green energy against poverty“ als ein Stromanbieter-Netzwerk in Bürgerhand, die auch noch den Weltfrieden in ihrer Satzung verankert haben.
EWS haben von allen Ökostromanbietern das preislich beste Angebot gemacht, und wollen auch das Projekt fux unterstützen. Wenn wir z.B. eine Photovoltaik Anlage auf Dach packen, würden sie uns beraten.
Wir haben uns viel vorher informiert, Preisvergleiche getätigt. EWS lässt sich preislich mit unseren Vorstellungen vereinbaren. Hoher Anspruch, ökologisch und sozial, da gibt’s nur wenige dieser Art in Deutschland.EWS speisen nur Ökostrom ein und kümmern sich darum, dass neue Anlagen, die erneuerbare Energien produzieren, gebaut werden. Der Vertrag von fux mit EWS läuft ab dem 1. April 2015.
Thema Wärmeversorgung? Wie heizen wir, wie werden wir vielleicht mal heizen?
Das Gebäude ist seit jeher an das Fernwärmenetz angeschlossen, das die Heizungen mit heißem Wasser versorgt. Das Fernwärmenetz ist in der Hand von Vattenfall (kleiner Teil bei EON), Rückkauf des Fernwärmenetzes ist politisches Thema in der Stadt, bislang hat Vattenfall ein Monopol, d.h. wir mussten mit Vattenfall einen Vertrag für die Belieferung mit Fernwärme schließen. Fernwärme ist ein Sammelbegriff. Fernwärme wird üblicherweise in großen Kraftwerken überwiegend durch Verbrennung fossiler Brennstoffe wie zB. Durch Kohle (in HH 55%), Erdgas oder Öl erzeugt. Hier gibt’s noch einen längeren Vertrag, aber es gibt auch keine ad hoc-Alternative, weil wir keine Anlage im Gebäude haben, die Wärme erzeugen kann.
Wie könnten wir denn selbst Energie erzeugen?
Die AG setzt sich auch mit Alternativen für die Zukunft auseinander. Was können wir selber für Energie im Gebäude erzeugen, um perspektivisch unabhängig zu sein, von Vattenfall & Co.
Wenn ein neues Dach auf den Westflügel kommt, wäre z.B. eine Photovoltaikanlage denkbar, das könnte ein Teil der Selbstversorgung sein. Strom aus eigener Anlage wäre dann wesentlich günstiger, als wenn wir extern einkaufen. Die Grenze des Ausbaus setzen zur Zeit der Denkmalschutz und natürlich das Geld für den Kauf.
Wir könnten zB. auch ein eigenes Blockheizkraftwerk (BHKW) in den Keller stellen. Das erzeugt dann gleichzeitig Wärme und Strom.
Unser Heizungskeller sieht ja ziemlich spannend aus, wie der Maschinenraum eines U-Bootes. Kann man da nicht ein Blockheizkraftwerk reinbauen?
Nur Schornstein dafür, den gibt’s noch nicht. Wir müssen auch gucken, mit welchem Brennstoff das BHKW betrieben wird, denn einfach nur Erdgas wäre ja auch nicht erneuerbar. Außerdem gibt es keine kfw-Förderung, weil ein BHKW, das mit Erdgas betrieben wird, im Vergleich zu Fernwärme emissionstechnisch kaum besser bewertet und deshalb auch nicht von der kfw gefördert wird.Zu diesen Fragen ist ein Gespräch mit Greenpeace Energy geplant. EWS und „Naturstrom“ haben auch Unterstützung angeboten.
Außerdem ist angedacht, mit den Leuten von KEBAP (KulturEnergieBunkerAltonaProjekt) zu kooperieren?
Ja. Die wollen im Bunker in der Schomburgstraße selber Wärme erzeugen. KEBAP ist zwar noch viel mehr als alternative Energieerzeugeung, das lassen wir aber mal weg, weil hier ja Energie das Thema ist. Heizkessel mit Holzabfällen und zusätzlich BHKW und die Wärme dann ins Fernwärmenetz einspeisen. Könnten – wenn das soweit ist – mit fux einen Fernwärmeliefervertrag schließen und uns dann anstelle von Vattenfall beliefern. Das ist aber noch Zukunftsmusik. Holzabfälle von Baumschneidern, Werkstätten, gibt viel mehr als man denkt! In Hamburg fallen jährlich 50.000 Tonnen Holzabfälle an. Kebap-Plan ist, Projekte in Altona und näherer Umgebung mit Fernwärme zu beliefern und damit die Monopolstellung von Vattenfall anzugreifen, eben den Markt für Dritte zu öffnen und mehr erneuerbare Energien in Fernwärmenetz einzuspeisen..
Was habt ihr sonst so entdeckt?
Wir versuchen dem Strom- und Wärmeverbrauch auf die Spur zu kommen, mit dem Ziel, Kosten zu sparen. Ein Energieberater war da, hat den Heizungskeller besichtigt und den Vattenfall-Vertrag geprüft und Preis für in Ordnung befunden. Strom- und Wärmeverbrauch sind laut Energieberater sehr hoch. Und damit auch die Kosten, die ja am Ende auf alle verteilt werden. Wir sind dabei nach Stromfressern und Wärmelöchern zu suchen, also nach Punkten, wo Wärme rausgeballert wird, ohne dass es nötig ist. Haben zB im Keller geguckt, ob Rohre isoliert sind. Handwerker und die Architekten begutachten jede einzelne Heizung und deren Einstellung. Die Heizungen sollen alle mit Thermostaten ausgestattet werden, um Verbrauch zu steuern. Wir haben außerdem schon mal die Zeitschaltuhr mehr dem jetzigen Bedarf angepasst.
Welche Energiespar-Tipps habt ihr für die Genossinnen und Genossen der fux eG?
Standby Geräte ausschalten, Waschmaschinen abschaffen, wenn sie alt sind, alte Kühlschränke austauschen! Durchlauferhitzer sind auch enorme Stromfresser.
Und: Heizungen runterdrehen! Bei den ersten Rundgängen hatten wir festgestellt: alle Klos sind beheizt, die Fenster stehen auf.
Also ihr seid voll in der Recherche …
Ja und da sind einige unterwegs, einmal trafen wir Bob und Alice bei so einer Kellerabenteuertour. Die waren auch unterwegs, um Stromleitungen nachzuvollziehen, was sind das für Schaltkreise, wohin führen die Leitungen, welche Sicherungen gehören zu welchen Räumen? Es gibt ja keine Pläne. Alles ganz schön chaotisch.
Ein weiterer Punkt, die Haustechnik!
Für die Haustechnik -auch genannt TGA Technische Gebäude Ausstattung -braucht man Fachplaner_innen, die zusätzlich zu Architekt_innen gebucht wird.
Ziel ist die Stromversorgung neu zu denken, neu zu kalkulieren, die Planung der Stromverteilung, Elektroleitungen, Heizungsleitungen, Internetkabel, Telefonanschlüsse etc. gehören auch dazu. Auch die Gebäudeentwässerung muss analysiert und geplant werden. Wir haben jetzt Angebote eingeholt für so Fachplaner, da liegen die Kosten zwischen 86.000 und 12.000, wenn nur Analyse ohne Planung gemacht wird. Wir haben uns erst mal dagegen entschieden, wollen eher über Fachbetrieb, der Elektroingenieur_innen dabei hat und über eigene Kräfte abdecken. Und unsere Architekten können Wasser – das brauchen wir nämlich für den Bauantrag.
Was gibt’s noch an perspektivischen Ideen?
Wir haben die Idee, eine Zukunftswerkstatt mit Leuten aus Wissenschaft und Forschung anzuleiern. Fragen bzw Diskussion könnte sein: was gibt es für Energieversorgungskonzepte, vielleicht kann man auch Modellprojekt ins Leben rufen und Förderung für innovative Energieerzeugung bekommen, eine Art „Versuchslabor“ im Keller zum Entwickeln. Zukunftsthema ist außerdem Wasser. Das wird ja knapper und teurer. Deshalb wäre vielleicht auch ein Plan, sich für das Gebäude und den Keller ein innovatives Konzept zu überlegen. Ideen und Mitarbeit sind herzlich willkommen!
Kontakt: energie@fux-eg.org